Ein Institut für den Frieden

Kolumbien arbeitet daran, die Folgen des jahrzehntelangen Konflikts zu bewältigen. Das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut CAPAZ unterstützt das Land dabei.

Teilnehmende eines Workshops im Rahmen von CAPAZ an der Universidad de los Andes in Bogotá 2019, Kolumbien

Kolumbien blickt auf eine gewaltsame Vergangenheit zurück: Mehr als 50 Jahre lang durchzog ein blutiger Konflikt das Land, der Hunderttausende Tote forderte und Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieb. Die Auseinandersetzungen dauerten so lange, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von einer Kultur der Gewalt sprechen. 2016 gelang es dem damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos, ein Friedensabkommen mit der größten Guerillagruppe des Landes zu verhandeln, der FARC (Fuerzas Revolucionarias de Colombia). Dafür erhielt er den Friedensnobelpreis.

Allerdings war das Abkommen erst der Anfang eines langen Prozesses der Aussöhnung. Den Frieden zu stabilisieren, das Land zu einen und die Vergangenheit aufzuarbeiten, ist heute eine zentrale Aufgabe der kolumbianischen Politik. Die internationale Gemeinschaft begleitet das Land auf diesem schwierigen Weg. Deutschland ist dabei ein wichtiger Partner.

20 Institutionen aus beiden Ländern

Neben der Bewältigung der Vergangenheit auf politischer und gesellschaftlicher Ebene braucht es Forschung, die den Ursachen und Folgen des jahrzehntelangen Konflikts auf den Grund geht. Sie kann die Friedensbemühungen durch neue Erkenntnisse, gesellschaftliche Debatten und diverse Bildungsangebote flankieren. Aus diesem Grund wurde Ende 2016 das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut – Instituto Colombo-Alemán para la Paz (CAPAZ) gegründet.

Prof. Dr. Stefan Peters, Direktor von CAPAZ

Zehn Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Kolumbien und Deutschland haben CAPAZ ins Leben gerufen, darunter die Universidad Nacional de Colombia und die Universidad de los Andes, die Justus-Liebig-Unversität Gießen sowie das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Sie bilden das CAPAZ-Konsortium. Zehn weitere Hochschulen kamen 2018 als assoziierte Mitglieder dazu.

Auf „Science Diplomacy“ setzen

Das Institut liegt gleich neben dem Präsidentenpalast im Herzen Bogotás. Dort, im Claustro de San Augustín, einem ehemaligen Kloster im Kolonialstil, „sind wir mit unserer Forschung ganz nah an der politischen Macht, und damit an den politischen Entscheidungen“, sagt der Direktor des Instituts, Prof. Dr. Stefan Peters. Das Institut mit elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibe eine Art „Science Diplomacy“, Wissenschaft mit direktem politisch-diplomatischen Bezug. Weil CAPAZ vom DAAD mit Mitteln des Auswärtigen Amts finanziert wird, kann es parteipolitisch unabhängig agieren und genießt Freiheit von Forschung und Lehre.

Camilo Borrero, kolumbianischer Sprecher des CAPAZ-Konsortiums

CAPAZ arbeitet als Kooperationsplattform, die Forschungseinrichtungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Regierungsinstitutionen aus Kolumbien und Deutschland vernetzt und den Wissensaustausch bei der Friedensarbeit fördert. Das geschieht zum Beispiel durch gemeinsame Studien, (digitale) Veranstaltungen, Workshops, Seminare, Tagungen oder „Summer Schools“, zu Themen wie Gerechtigkeit, Aussöhnung und Wahrheitsfindung. CAPAZ ist in Forschung und Lehre, im Wissenstransfer und in der Politikberatung tätig. Dabei tritt die Wissenschaft in den Dialog nicht nur mit Expertinnen und Experten, sondern auch mit der breiten Öffentlichkeit in allen Regionen Kolumbiens.

Konkrete Politikoptionen aufzeigen

„Friedensprozesse lassen sich nicht am Reißbrett entwerfen“, so Peters. „Es braucht aber wissenschaftliche Analysen, um politische Prozesse zu begleiten, kritische Fragen zu stellen, Fehler zu vermeiden und konkrete Politikoptionen aufzuzeigen. Dieser Aufgabe widmen wir uns.“ Prof. Dr. Camilo Borrero, kolumbianischer Sprecher des CAPAZ-Konsortiums, sagt es so: „CAPAZ ist ein Symbol für die gemeinsame Gestaltung eines gemeinsamen Friedens.“

Mit seiner Arbeit leistet das Institut einen wichtigen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen (SDGs). Es trägt direkt zu Ziel 16 bei (Frieden, Gerechtigkeit, starke Institutionen) und fördert Partnerschaften und hochwertige Bildung. Es sorgt für mehr Gleichheit unter den verschiedenen Bevölkerungsgruppen, stärkt durch Bildungsangebote die Geschlechtergerechtigkeit und untersucht die Auswirkungen des Friedensprozesses auf die Umwelt. Zudem analysiert CAPAZ einen entscheidenden Zusammenhang: den zwischen Konflikten und Armut sowie Ungleichheiten.

 

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